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Schauspielerin Marisa Burger im Sonntagsfrühstück

Schauspielerin Marisa Burger: „Ich bin einfach ein Spätzünder“

Sonntagsfrühstück Kathi Kleff und Marisa Burger Sonntagsfrühstück Foto: ANTENNE BAYERN

Ismaning, 21. April 2024 – Marisa Burger war zu Gast beim heutigen „ANTENNE BAYERN Sonntagsfrühstück“ mit Moderatorin Kathie Kleff. Im Interview spricht sie über Fake News, ihr Buch und zweite Chancen im Leben.

Marisa Burger ist eine deutsche Schauspielerin, die vor allem durch ihre Rolle als Sekretärin Miriam Stockl in der ZDF-Krimiserie „Die Rosenheim-Cops“ bekannt geworden ist. Sie wurde am 1973 in Eisenstadt, Österreich, geboren und begann ihre Schauspielkarriere nach dem Abschluss ihrer Ausbildung an der Schauspielschule in München. Im vergangenen Jahr veröffentlichte sie mit „Vergiss nie, wie dein Herz am Anfang war“ ein autobiografisches Werk. Im Gespräch mit ANTENNE BAYERN-Moderatorin Kathie Kleff spricht Marisa Burger...

…über Gerüchte, die im Netz kursieren: 

Ich finde es halt einfach schade, weil es wenig mit seriösem Journalismus zu tun hat. Und wir müssen uns ja mit dieser ganzen Social-Media-Welt auch mit ganz anderen Dingen auseinandersetzen, jetzt gerade auf YouTube, zum Beispiel, was ich auch mal sagen möchte: Es gibt ganz viele Videos, die sagen, dass ich gestorben bin oder hatte einen schweren Autounfall, dass ich in toxischen Beziehungen die ganze Zeit lebe. Also ich finde es ein Unding. (…) Also man ist in so einer Grauzone, wo man überhaupt nicht weiß, wie man vorgehen soll. Und anwaltstechnisch kann man auch nicht wirklich eingreifen, weil diese Firmen nicht greifbar sind – du findest sie nicht.

Marisa Burger

…über ihr Buch „Vergiss nie, wie dein Herz am Anfang war“: 

Ich denke, viele wissen, dass ich schon lange bei den Rosenheim-Cops dabei bin. Das war einfach eine schöne Reise mit dem Buch, muss ich sagen. Es hat mir unheimlichen Spaß gemacht, es hat viel ausgelöst in mir. Ich glaube, ich bin sehr zu mir selber gekommen. Auch war es wichtig für mich, dass es jetzt noch ein Erfolg geworden ist, „Spiegel-Bestseller“ – das freut mich natürlich sehr. Aber in erster Linie habe ich es für mich geschrieben, um zu mir zu finden und mein Leben so ein bisschen aufzudröseln: ‚Wo komme ich her? Wo will ich hin?‘ (…) Man geht dann natürlich auch durch Täler. Aber ich glaube, es war sehr, sehr wichtig, dieses Buch zu schreiben – also für mich ganz persönlich.

Marisa Burger

…über Glauben und Religion: 

Also ich habe lange gebraucht, aus der katholischen Kirche auszutreten, weil ich immer gedacht habe, es passiert danach was. Weil die Oma immer gesagt hat: ‚Dann holt dich der Teufel.‘ Also wenn man halt austritt. Und ich habe wirklich zwei, drei Anläufe gebraucht, um da auszutreten. Und dann bin ich ausgetreten und es ist nichts passiert. Ich bin nicht so, dass ich sage, ich bin jetzt nichtgläubig oder ich bin ungläubig. Aber es gibt viele Fragen, die ich mir stelle, was die katholische Kirche betrifft und es ist für mich nicht der Ort, in dem ich meinen Glauben ausleben möchte - so habe ich das für mich definiert. Ich glaube aber durchaus, vielleicht an eine höhere Macht, aber das behalte ich für mich und das muss ich auch nicht jedem kundtun und ich muss es auch nicht jedem zeigen, sondern das ist für mich meins, was ich für mich habe. Und das finde ich sehr wichtig und damit kann ich ganz gut leben mittlerweile.

Marisa Burger

…über die Rolle der Musik in ihrer Jugend: 

Wenn man einfach die Texte für sich übersetzt hat, hat man gemerkt, man ist nicht alleine, sondern die waren ja auch noch jung damals. Wenn man sich Depeche Mode heute anschaut, zum Beispiel ‚Shake the Disease‘ – schüttel‘ dein Leid ab – ist zum Beispiel was, wo ich gesagt habe, man macht sich Gedanken über Erziehung, über diese Generation. Wo ist unser Platz? Wo gehören wir hin? Und man darf auch traurig sein, man hat Emotionen, man hat diese ganzen Texte oder diese Lieder in Texte, die mit Emotionen gespickt waren, verpackt. Und (…) es war schon Happy-Musik, aber es (…) ging eine Schippe tiefer auch manchmal. Und das fand ich einfach sehr schön. Und da habe ich meinen Platz gefunden und da habe ich mich verstanden gefühlt, einfach. (…) Musik, finde ich, kann unheimlich viel Kraft geben und viel Trost spenden. (…) Ich hatte viele Freunde, die homosexuell waren, also LGBTQ+ gab es da einfach noch gar nicht. Aber wenn man sich da so reingehört hat, wo man gesagt hat: Mensch, da gibt es noch was, was nicht hier stattfindet, aber woanders stattfindet. Und das war wichtig (…) für diese Zeit auch.

Marisa Burger

…über zweite Chancen und die einstige Ablehnung für ihre Rolle als Miriam Stockl: 

Ich glaube, ich bin grundsätzlich in meinem Leben so jemand, der immer erst auf den zweiten Blick wirkt. Damit habe ich mich abgefunden. (…) Das ist ja auch in meinem Leben so, ich meine, in der zweiten Hälfte jetzt… Also das klingt so blöd, aber ich habe ja erst auch so ab Ende 30, Anfang 40 kapiert, was ich eigentlich in einer Beziehung will oder wie ich leben möchte oder so. Manchmal ist es halt einfach so. Bei manchen schießt es halt vorne gleich raus, haben vielleicht dann später Probleme, es läuft ja nicht bei allen immer rund. Und ich hatte vorher Probleme – also nicht Probleme, aber (…) ich bin einfach ein Spätzünder. Und das ist auch ganz in Ordnung so, finde ich. Das habe ich akzeptiert.

Marisa Burger

…über die neu erlernte Selbstständigkeit: 

Naja, wenn man lange vorher in einer Beziehung ist, in sehr familiären Strukturen, die nicht so ganz rundlaufen, wo dir auch (…) vermittelt wird, dass du eigentlich nicht so wirklich was kannst, aber vorher eigentlich doch jemand warst, der sehr selbstbewusst im Leben gestanden hat und du verlierst es so, step by step, einfach, dann musst du dich wirklich wieder nach vorne kämpfen (…). Also ich habe nie wirklich alleine gelebt (…) und dann habe ich alleine gelebt und das war für mich total komisch, weil eigentlich immer jemand um mich herum war. (…) Das ist ja dein Wohnzimmer und das ist dein Space. Keiner kommt und sagt irgendwie: ‚Was machst du denn da? Es stört mich jetzt, dass du liest‘ oder so. Das kannst du alles für dich alleine benutzen. (…) Also ich fand es so aberwitzig, dass man das echt lernen muss, obwohl man anscheinend nach außen hin eine sehr selbstbewusste Frau ist und auch sich vieles zutraut, viel hinbekommen hat. Aber manchmal wird man echt da zurückgeworfen und man hat das Gefühl, man hat zwei linke Hände und man darf sich nicht so bewegen, obwohl es einem selber gehört, wie man will. (…) Und das fand ich total spannend, das zu beobachten, einfach.“

Marisa Burger

…über Auswirkungen von Beziehungen: 

Es ist keiner neben dir, der dich bewertet. Also wenn man manchmal schwierige Beziehungen erlebt hat, ist man ständig in diesem Strudel drin, dass man bewertet wird, dass man sich rechtfertigen muss, dass das nicht stimmt. (…) Man dreht sich wie in so einem Hamsterrad, irgendwie, die ganze Zeit und verlernt, einfach zu sagen: ‚Moment, so geht das nicht‘. Sondern nur, um den Beziehungsfriedenswillen (…) aufrechtzuerhalten, tust du Sachen, die dich total klein machen.

Marisa Burger

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